Smarte Jugendarbeit in Sachsen
Von 2018-2021 wurde ein forschungsbasiertes Konzept für die Anpassung der Jugendarbeit an die Erfordernisse des digitalen Zeitalters unter der Beteiligung von Fachkräften und Jugendlichen entwickelt. Bis Ende 2022 entstand daraus ein Fortbildungscurriculum für Fachkräfte der Jugendarbeit in Sachsen, unter Berücksichtigung unterschiedlicher Haltungen gegenüber Digitalisierungsprozessen.
Im Zeitraum 2023–2024 stand gemeinsam mit dem Kooperationspartner Sächsische Landjugend e.V. die Umsetzung und Evaluation der Fortbildungsreihe sowie deren Verstetigung im Vordergrund.
Laufzeit: 01.11.2018-31.10.2021 / 01.11.2021-31.12.2022 / 01.01.2023-31.12.2024
Ausgangssituation
Die umfassende Mediatisierung der Gesellschaft und die damit einhergehenden Herausforderungen im digitalen Zeitalter erfordern eine Neuausrichtung der Jugendarbeit. Bisher fehlt jedoch eine systematische Evaluation von Konzepten einer Jugendarbeit, die sich mit diesen Themen beschäftigt.
Jugendliche bewältigen die Herausforderungen der digitalen Kommunikation nahezu selbstständig und individuell, ohne ausreichend begleitet zu werden. Die Identitätsarbeit von Jugendlichen erfolgt sowohl offline als auch online, wodurch sie sich zunehmend anstrengender und komplexer gestaltet. Vor diesem Hintergrund ist eine Jugendarbeit gefragt, die neben der Vermittlung von Medienkompetenz Jugendliche bei ihrer Identitätsarbeit begleitet. Dabei nimmt sie Formen digitaler Ungleichheit und damit verknüpfte Unterschiede im Nutzungsverhalten in den Blick.
Die Fachkräfte der Jugendarbeit benötigen selbst Unterstützung und Orientierung im Umgang mit Jugendlichen und deren digitalen Lebenswelten, die von schnelllebigen digitalen Trends geprägt sind.
Auch an den Hochschulen und Ausbildungsstätten blieb die Verankerung einer smarten Jugendarbeit in den Curricula bisher aus.
Diese Lücke wollen wir mit der forschungsbasierten Fortbildung schließen.
Zielstellung
Um die Fachkräfte und Jugendliche an der Entwicklung einer smarten Jugendarbeit in Sachsen zu beteiligen, wurde nach ihren Erfahrungen und Erwartungen gefragt. Hierfür kamen quantitative und qualitative Methoden zum Einsatz. Die Ergebnisse des Projektes sollten die Partizipation und Demokratiebildung im Prozess der Entwicklung von Konzepten einer zukunftstauglichen Jugendarbeit im digitalen Zeitalter unterstützen.
Die Entwicklung einer forschungsbasierten Fortbildung, in der eine Auseinandersetzung mit aktuellen Bedarfen und Herausforderungen in der Jugendarbeit hinsichtlich Digitalisierung stattfindet, stellt ein konkretes Ergebnis dar, dessen Umsetzung weiter begleitet wird, indem die Konzeptentwicklungsarbeit in der Praxis begleitet, evaluiert und unterstützt wird. Kompetenz- und Wissensaneignung spielen dabei ebenso eine Rolle wie die Entwicklung einer professionellen Haltung zum Thema und sind strikt an den Erfahrungen und Bedarfen der Fachkräfte orientiert.
Konzeption und Methoden
Zunächst wurde mittels standardisierter Verfahren nach bestehenden und geplanten Konzepten smarter Jugendarbeit in Sachsen gefragt. Dies erfolgte über eine quantitative Abfrage bei Fachkräften der Jugendarbeit. Im Fokus standen sowohl der eigene Umgang mit digitalen Medien als auch der von Jugendlichen sowie erste Visionen und Erwartungen an eine smarte Jugendarbeit. Eine quantitative Abfrage bei Hochschulangehörigen (Studiengangsleiter:innen und studentische Vertreter:innen) setzt den Schwerpunkt auf die Verankerung von Inhalten einer smarten Jugendarbeit in den Curricula.
Die qualitativen Erhebungen adressierten Fachkräfte der Jugendarbeit sowie jugendliche Nutzer:innen in Sachsen. In Einzel- und Gruppeninterviews wurde jeweils der Umgang mit digitalen Medien sowie Erwartungen an eine smarte Jugendarbeit eruiert.
Die Auswertung, Systematisierung und Bewertung der Ergebnisse erfolgte in einem Konzeptlabor im Hinblick auf Veränderungs- und Entwicklungsbedarfe in der Aus- und Weiterbildung von Fachkräften in Sachsen. Hieran waren Studierende, Fachkräfte und Expert:innen (Wissenschaft, Politik) beteiligt.
Aufbauend auf diesen Ergebnissen der Forschung und deren Diskussion entstand ein Curriculum als Grundlage für eine Fortbildung für Fachkräfte aus der Jugendarbeit. Als Fortbildungsreihe wird diese nun durchgeführt, erprobt, evaluiert, konzeptionell angepasst und mit dem Kooperationspartner Sächsische Landjugend e.V. langfristig verankert.
Publikationen
Am 12.03.2021 fand der Fachtag ‚Konzeptlabor Smarte Jugendarbeit‘ im Rahmen des Konzeptlabors des Forschungs- und Praxisentwicklungsprojektes „Smarte Jugendarbeit in Sachsen“ statt.
Im Konzeptlabor entwickelten Fachkräfte Konzepte für eine zukunftsfähige Jugendarbeit und befassten sich mit den Erfordernissen des digitalen Zeitalters. Zum Fachtag setzten sich die Teilnehmenden in einzelnen Workshops mit Problemfeldern, praktischen Ansätzen und bereits erprobten Konzepten einer smarten Jugendarbeit auseinander. Die Handlungsfelder reichten von der Offenen Kinder- und Jugendarbeit, über Mobile Jugendarbeit bis hin zur Schulsozialarbeit.
Der Fachtag richtete sich an Fachkräfte aus der Jugendarbeit, Studierende und Interessierte.
Anlässlich des Fachtags entwickelten Fachkräfte der Jugendarbeit in Sachsen ein Positionspapier, welches sich an die sächsische Jugendpolitik richtet.
Zum Ende der ersten dreijährigen Förderphase hat das Projekt eine Broschüre mit dem Titel „Perspektiven smarter Jugendarbeit“ veröffentlicht. Darin enthalten sind wichtige Etappen, Einblicke in die Erhebungen und Forschungsergebnisse, thematische Vertiefungen sowie die Dokumentation der Abschlusstagung.
Wächter, Franziska; Brock, Tanja; Brock, Johannes (Hrsg.): Perspektiven smarter Jugendarbeit. Zentrum für Forschung, Weiterbildung und Beratung an der ehs Dresden gGmbH, Dresden, 2021.
Broschüre zum Download (PDF, 3 MB)
Kontakt
Johannes Brock, Wissenschaftlicher Mitarbeiter
E-Mail: johannes.brockehs-dresden.de
Finanzierung
Landesjugendamt Sachsen/ Kommunaler Sozialverband Sachsen
Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushaltes.