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Ausgangslage

Flüchtlingssozialarbeit agiert in einem komplexen und widersprüchlichen gesellschaftlichen, regionalen, sozialen und kulturellen Rahmen.

Aufgrund der gewachsenen Zahl von Geflüchteten, der unwürdigen Zuwanderungsbedingungen an den europäischen Außengrenzen und in Europa sowie der damit verbundenen großen und polarisierten gesellschaftlichen Aufmerksamkeit für Flucht, Asyl und Migration entstanden neue Strukturen und Kooperationen in der Flüchtlingssozialarbeit (FSA) bzw. Sozialen Betreuung von Flüchtlingen.

Die in der FSA tätigen Professionellen mit zum Teil unterschiedlichen Ausbildungen versuchen, in der Praxis unter gegebenen Rahmenbedingungen angemessene fachliche Handlungsansätze zu entwickeln und umzusetzen sowie die notwendigen Aufgaben zur Unterstützung und Integration der der geflüchteten Menschen zu erfüllen.

Die verschiedenen Ministerien, Ämter und Träger der Freien Wohlfahrtspflege bis hin zu Betreiber:innen von Gemeinschaftsunterkünften haben jeweils eigene Empfehlungen, Kompetenzprofile, Richtlinien, Positionspapiere u. ä. für die FSA entwickelt

Das Forschungsprojekt fragte zum einen, welche Strukturen einer Flüchtlingssozialarbeit in Sachsen regional entstanden sind, in welchen Formen miteinander kooperiert wird und welche normativen Grundlagen für die Flüchtlingssozialarbeit dort erarbeitet wurden. Insbesondere öffentliche und freie Träger der Wohlfahrt, aber auch zivilgesellschaftliche Strukturen der Mehrheitsgesellschaft im Kontext von FSA, Selbstorganisationsstrukturen von Flüchtlingen und anderen Migrant:innen sowie Betreiber:innen von Unterkünften wurden dazu untersucht.

Das Projekt fragte zum anderen, welche Handlungspraxis der FSA von den Professionellen unterschiedlicher Träger im Rahmen bestehender Bedingungen realisiert wird, welche Ressourcen dafür zur Verfügung stehen und welche Bedarfe als notwendig erachtet wurden.

Ziel war die Bestandsaufnahme, Rekonstruktion und Diskussion der Flüchtlingssozialarbeit und ihrer Entwicklungspotentiale in Sachsen.

Forschungsdesign

in wenigstens zwei aufeinanderfolgenden Jahren wurde ein ‚Mixed-Methods-Design‘ umgesetzt. Das erste Jahr diente der Bestandsaufnahme und Exploration; die daraus gewonnenen und aufbereiteten Ergebnisse wurden im zweiten Jahr auf dem Weg der Rückkopplung an die Praxisakteure zur Ermittlung erfolgreicher Ansätze, förderlicher Ressourcen und Rahmenbedingungen beitragen. Daraus ergab sich die Aufbereitung von Beispielen ‚guter Praxis‘:

 

a) Dokumentenanalyse (im ersten Jahr):
Recherchiert und inhaltsanalytisch ausgewertet wurden alle zugänglichen Materialien, die die Organisationsstrukturen der FSA in Sachsen abbilden, sowie Materialien von Ministerien, Ämtern und Trägern der Freien Wohlfahrtspflege, die Handlungsorientierungen als Empfehlungen, Kompetenzprofile, Richtlinien, Positionspapiere u. ä. enthalten.

b) Explorative qualitative Expert:inneninterviews (im ersten Jahr)
Ca. 15 qualitative Leitfaden-Interviews mit Schlüsselakteur:innen der FSA auf unterschiedlichen organisationalen Ebenen (Politik, Verwaltung von öffentlichen und freien Trägern, Flüchtlingssozialarbeiter:innen/-sozialpädagog:innen bei verschiedenen Trägern, ggf. Zivilgesellschaft, Migrant:innenselbstorganisationen sowie Betreiber:innen) wurden durchgeführt und inhaltsanalytisch ausgewertet.

c) Quantitative Bestandserhebung (im ersten Jahr und zweiten Jahr)
Eine quantitative Vollerhebung bei öffentlichen und freien Trägern in Sachsen erfolgte mit dem Ziel, quantifizierbare Parameter zu Strukturen zu erheben (wie z.B. Tätigkeitsfelder von FSA, Zahl der dort Beschäftigten, Klient:innenzahlen und Betreuungsschlüssel, Arbeitsvolumen, wesentliche Tätigkeiten bzw. Aufgaben/Arbeitsbeschreibungen, Hierarchien und ‚Schnittstellen‘ in den Organisationen, Quantität und Qualität von wesentlichen Kooperationen und Netzwerken). Ebenso wurden Einschätzungen zu normativen Standards sowie zu wesentlichen Erfahrungen, förderlichen und hinderlichen Rahmenbedingungen und Schlüsselproblemen/Handlungsbedarfen in der FSA erfasst.

d) Delphi-Befragung vor Ort involvierter Akteur:innen bzw. Expert:innen (im zweiten Jahr)
Die Delphi-Befragung führte die Ergebnisse der Dokumentenanalyse, Expert:inneninterviews und der Bestandserhebung weiter, indem Expert:innenmeinungen zur Problemlösung (Handlungsansätze, ihre mögliche konzeptionelle Einbindung, ihre Rahmenbedingungen, Ressourcen und Handlungsbedarfe) in mehreren Wellen unter Rückkopplung der jeweiligen Ergebnisse eingeholt wurden.

e) Gruppenwerkstätten (im zweiten Jahr)
Letztendlich mündete die Delphi-Befragung in regionale Gruppenwerkstätten, in denen die Ergebnisse der Delphi-Studie jeweils präsentiert und weiter bearbeitet wurden. 

Projektteam

Finanzierung

Das Projekt wurde über die Förderrichtlinie „Integrative Maßnahmen“ der Staatsministerin für Gleichstellung und Integration beim Sächsischen Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz gefördert.