Netzwerk Mediation
Wissenschaftliche Begleitung und Evaluation eines Projektes zur Mediation in Schulen.
Laufzeit: Oktober 2001 - Dezember 2004
Seit Anfang der 90er Jahre gibt es vor dem Hintergrund steigender Gewaltbereitschaft auch an deutschen Schulen den Versuch, mittels Schüler-Streit-Schlichtung / Schulmediation einen konstruktiven Umgang mit Konflikten zu vermitteln. Die Methode leitet sich von dem etablierten Verfahren der Mediation ab und wird unter Peers, innerhalb der Schülerschaft praktiziert. Langfristig verfolgt sie das Ziel, im Rahmen von Schulentwicklungsprozessen zu einer besseren Streitkultur beizutragen.
Das Projekt "Netzwerk Mediation", das im Rahmen des Bund-Länder-Programms "Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf - die soziale Stadt" wurde über drei Jahre im Dresdner Stadtteil Prohlis/Wohngebiet am Koitschgraben durchgeführt. Es versucht ausgehend vom System Schule und darüber hinaus im Sozialraum des Stadtteils mithilfe einer aus dem Verfahren der Mediation entwickelten spezifizierten Methode, eine Konfliktkultur entstehen zu lassen, die möglichst nachhaltig in die Lebenswelt der Bewohner implementiert ist. Im Zentrum der wissenschaftlichen Begleitung steht der Versuch einer Ergebnissicherung an den Schulen im Programmgebiet. Deren Ziel ist in erster Linie die Abbildung von Effekten und Veränderungen.
Die Erhebung erfolgt vor allem in Form von zielgruppenspezifischen, speziell für diese Untersuchung entwickelten Fragebögen. Mit einem sehr differenzierten Erhebungsinstrument, sollen verschiedene Dimensionen erfasst werden: Neben einigen Sozialdaten, wie z. B. auch der Stellung des befragten Schülers in der sozialen Ordnung und Leistungshierarchie seiner Klasse, den Motivationen für die Teilnahme an einem Training und ähnliches mehr, geht es dabei insbesondere um die Untersuchung verschiedener potentieller Wirkungsebenen. Lerneffekte, persönliche Zugewinne, Veränderungen des Klassenklimas und auch des Verhaltens, etwa im Umgang mit Konflikten, sind Beispiele dafür.
Die Befunde sind für die erfassten Schulen und den Stadtteil als repräsentativ zu verstehen. Eine Verallgemeinerungsfähigkeit auf die Qualität des methodischen Ansatzes der Streitschlichter-Trainings generell wird damit nicht beansprucht. Die Untersuchung erfolgt in mehreren aufeinander folgenden Wellen. Der systemische Ansatz des Projektes wird dabei durch die Befragung verschiedener Personengruppen mit unterschiedlichen Untersuchungsmethoden berücksichtigt. Im drei Projektjahren wurden mittels Fragebogen mit 11 bis 28 offenen und geschlossenen Fragen insgesamt 502 Personen (verschiedene, am Prozess beteiligte Schülergruppen, Lehrer, Sozialpädagogen) schriftlich befragt. Darüber hinaus werden weitere Erhebungen durchgeführt, wie zum Beispiel Experteninterviews mit Direktoren und sechs Lehrern an zwei Schulen im Programmgebiet. Das qualitatives Erhebungsinstrument in Form eines Interviewleitfadens wurde dazu in Kooperation mit der Technischen Universität Dresden im Rahmen einer Diplomarbeit entwickelt.
Erste Ergebnisse wurden in den laufenden Prozess der Projektarbeit zurück gemeldet. Auf diese Weise konnte die Wirksamkeit der gewählten Schritte gesichert bzw. gegebenenfalls das Konzept modifiziert werden. Die bisher vorliegenden Ergebnisse zeigen vor allem, dass das Verfahren der Mediation im Rahmen eines Trainings zunächst kognitiv verankert werden konnte. Persönliche Gewinne vor allem in kommunikativen und emotionalen Bereichen können benannt werden. Akzeptanz und Anerkennung des Verfahrens vor allem bei der Zielgruppe scheinen Schlüsselbegriffe für eine erfolgreiche Implementierung des Verfahrens an Schulen zu sein. Positive Veränderungen auch auf der Klassenebene werden aus verschiedenen Perspektiven wahrgenommen.
Publikation
Schindler, Marion: Netzwerk Mediation. Ein Projekt im Rahmen des Bund-Länder-Programms "Stadteile mit besonderem Entwicklungsbedarf- Die soziale Stadt", in: Gehl, Günter (Hrsg.): Auswege aus der Gewalt an Schulen. Projekte und Konzepte Band 1, Weimar: Bertuch, 2004, S. 189-198.
Schindler, Marion; Stange, Doreen: Schlichten statt Strafen. Schulen auf dem Weg zu einer Kultur des Streitens, in: Liedke, Ulf/ Robert, Günther (Hrsg.): Neue Lust am Strafen? Umbrüche gesellschaftlicher und pädagogischer Konzepte im Umgang mit abweichendem Verhalten, Aachen: Shaker, 2004, S. 95-107.
Projektleiter
Prof. Günther Robert
Mitarbeiterin
Marion Schindler
Kooperationspartner
TU Dresden, Fakultät Erziehungswissenschaften, Fachbereich Schulpädagogik, Prof. Melzer;Jugendamt Dresden, Quartiersmanagement Dresden-Prohlis,Arbeitskreis Schulmediation Dresden, Schulen im Programmgebiet Katholische Akademie Trier