Startseite
Startseite

ADRESS Netzwerkstudie - Semantische Strukturen zur Unterstützung der Alphabetisierung in sozialen Netzwerken

Das Forschungsvorhaben untersuchte die Kommunikationsstrukturen und den Diskurs in Alphabetisierungsnetzwerken. Ziel war es, neue Erkenntnisse für die von Bildungseinrichtungen und Bildungspolitik benannten Probleme bei der Ansprache von Menschen mit geringen Schriftsprachkompetenzen zu erlangen, die zur Verbesserung der Netzwerksteuerung und Adressierung beitragen.

Laufzeit: 01.04.2021-31.03.2024

Ausgangssituation

Angesichts der Differenz zwischen dem Ausmaß von funktionalem Analphabetismus in Deutschland (Grotlüschen, Riekmann, Buddeberg 2019; Grotlüschen, Riekmann 2011) und der tatsächlichen Alphabetisierungs- und Grundbildungsbeteiligung (Christ, Horn, Amboß 2019) ist Vernetzung zur Handlungsmaxime in bildungspolitischen und fachlichen Empfehlungen geworden (vgl. BMBF-Förderschwerpunkte im Alphabund; KMK 2017, 2012, vgl. Schneider, Ernst, Schneider 2011). Die primäre Herausforderung ist es, Menschen mit geringen Schriftsprachkompetenzen passend zu adressieren, um Bildungsangebote als Handlungs- und Teilhabeoption eröffnen zu können.

Die Forschung schließt an Desiderate an, welche aufzeigen, dass eine kooperative Gestaltung von Netzwerken in der Alphabetisierung keine handlungsleitende Relevanz für die Akteure hat  (vgl. Tippelt et al. 2009: 65; Franz 2016, Dörner, Damm 2018) und eine lebensweltorientierte Adressierung von geling literalisierten Personen schwer gelingt. Es besteht die Hypothese, dass dies durch Förderstrukturen maßgeblich beeinflusst wird (Euringer 2016, Grotlüschen et al. 2010) und durch Grenzziehungen und divergente Diskurse mit bestimmt wird (Vester, von Oertzen, Geiling 2001; Grotlüschen 2016).


Frage-/Zielstellung

Ziel der ADRESS-Netzwerkstudie ist es, zu klären, wie Weiterbildungsgesetze, bildungspolitische Programme und Förderungen die Kommunikation und Handlungen der Akteure in den Netzwerken beeinflussen, ob und wie die Anforderungen der Lebensweltorientierung den Diskurs „bottom up“ für die Adressat:innen verändern und wie Akteure vor dem Hintergrund spezifischer Organisationslogiken und den Bedingungen sozialer Räume in Netzwerken anschlussfähige Semantiken entwickeln.

Die Netzwerkstudie generiert Erkenntnisse zur Wirksamkeit von Strukturen und Investitionen in der Alphabetisierungs- und Grundbildungsarbeit (Wirkung länderspezifischer und nationaler Programme).
Es werden Erkenntnisse zur Wirkung des „Lebensweltparadigmas“ im förderpolitischen Diskurs gewonnen. Forschungsergebnisse münden in Handlungsempfehlungen in Form von Tools und Fortbildungskonzepten für die Netzwerk- und Koordinierungsarbeit und in Empfehlungen für die regionale Netzwerkarbeit.


Vorgehen

Die Forschung zielt auf einen komparativen Vergleich von zwei regionalen Räumen – Sachsen und Niedersachsen – mit je zwei Untersuchungsstandorten, die durch eine kriteriengleite Auswahl festgtelegt werden.
Dem Forschungsvorgehen liegt das Konzept eines triangulativen Mehrebenenansatzes (Hummrich, Terstegen 2018) zugrunde. Dieses Konzept knüpft an die verschiedenen Aggregierungsebenen von Diskurs und Handlungen und die relationale Netzwerkperspektive an. Im Interesse der Gewinnung gegenstandsbezogener Theorien mittlerer Reichweite folgt das Projekt dem Forschungsparadigma der Grounded Theory Methodology (GTM) (Glaser, Strauss 1967). Das weitere methodische Vorgehen bestimmt die Wissenssoziologische Diskursanalyse (WDA) (Reiner Keller 2008, Foucault 1982) und die Netzwerkanalyse (Mehrebenenansatz der Analyse der Netzwerksphären):
1.     egozentrierte soziale Netzwerke von Menschen mit geringen Schriftsprachkompetenzen in Kontexten von Bildung, Selbsthilfe, Freizeit, Arbeitswelt
2.    egozentrierte soziale Netzwerke professioneller Akteure
3.    regionale und überregionale Netzwerkinitiativen

Das Vorgehen an den Untersuchungstandorten beinhaltet eine partizipative Forschung, die vor dem Hintergrund diskursanalytischer Prämissen die Möglichkeit bietet Alltagsdiskurse aufzuschließen.
 


Publikationen

- Schneider, Johanna et al.: Erreichbarkeit – ein mehrperspektivischer Blick auf ein omnipräsentes Thema. Ergebnisse aus der partizipativen Forschung in der ADRESS-Netzwerkstudie. In: ehs-Newsletter 09/2024, PDF-Download mit Literaturverzeichnis (nicht barrierefrei)

- Schneider, Johanna et al.: Forschungsprojekt ADRESS Netzwerkstudie. In: ehs-Forschungsnewsletter 03 (01/2022), PDF-Download mit Literaturverzeichnis

 


Kontakt

 

Projektleitung

 

Johanna Schneider

Diplom-Sozialpädagogin/ Sozialarbeiterin
E-Mail: johanna.schneider@ehs-dresden.de

Tel.: +49 (0)351-469 02 380

 

Wissenschaftliche Mitarbeit

 

Juliane Bendel

Diplom-Soziologin

E-Mail: juliane.bendel@ehs-dresden.de

Tel.: +49 (0)351-469 02 380

 

Götz Schneiderat

Diplom-Soziologe

E-Mail: goetz.schneiderat@ehs-dresden.de

Tel.: +49 (0)351 469 02 428

 


Wissenschaftliche Beratung

 

Prof. em. Dr. Harald Wagner, Evangelische Hochschule Dresden

Prof. Dr. Christian Stegbauer, Goethe Universität Frankfurt a. Main, Fachbereich Gesellschaftswissenschaften

Dr. Stefan Kordel, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Department Geographie und Geowissenschaften, Institut für Geographie

 


Praxispartner:innen

 

  • Sächsischer Volkshochschulverband e.V.
  • ARBEIT UND LEBEN Sachsen
  • Internationaler Bund Sachsen
  • FAW Sachsen, Akademie Plauen
  • Agentur für Erwachsenen- und Weiterbildung
  • Landesverband der Volkshochschulen Niedersachsens e. V.
  • Bildungsvereinigung Arbeit und Leben Niedersachsen e.V.
  • Deutscher Gewerkschaftsbund – Bildungswerk BUND e.V.

 


Förderhinweis

Das Projekt wird im Rahmen der Alphadekade vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.