Expertise: Funktionaler Analphabetismus bei Jugendlichen in Einrichtungen der Jugendberufshilfe
Ziel der Expertise war es, das Ausmaß des „Funktionalen Analphabetismus“ in Maßnahmen der Jugendberufshilfe (BVB, BAE, arbeitsweltbezogene Jugendhilfe) zu untersuchen und damit verbundene Spezifika, die Lernen und soziale Einbindung betreffen, zu erkunden. Auf der Basis der Ergebnisse sollten Handlungsempfehlungen zur Weiterbearbeitung des Phänomens in der Jugendberufshilfe gegeben werden.
Laufzeit: 08/2014 – 02/2015
Fragestellung/Zielstellung
Eigene Forschungsbefunde (Wagner/Eulenberger 2008; Wagner/Schneider 2008, PASS alpha) und neuere repräsentative Studien (leo-level-one) verweisen auf einen signifikant erhöhten Anteil von Funktionalem Analphabetismus in Maßnahmen des Übergangs Schule-Beruf (vgl. Grotlüschen/Riekmann 2011). Bisher konnten jedoch nur Einschätzungen zur genauen Größenordnung gegeben werden. In der Fachpraxis zeigt sich, dass trotz spezifischer Eignungsanalysen im Vorfeld von Maßnahmen (BvB nach §§ 51 und 53 SGB III, bzw. BaE nach § 76 SGB III) im Verlauf der Durchführung der Maßnahmen Defizite im Bereich der Schriftsprache bemerkt werden. Die Schwierigkeiten erfahren keine systematsiche Beachtung und Bearbeitung.
Methoden
Die Messung der Schreib- und Lesekompetenzen erfolgte mit den Instrumentarien der Leo-level-one-Studie. Die Universität Hamburg hat den online-Test zur Verfügung gestellt.
Aus der Grundlagenforschung ist die Identifikation überdauernder Persönlichkeitsmerkmale gesichert anzunehmen. Unter dem Begriff der Big Five ist die dabei bekannteste Konzeptualisierung entwickelt worden (McCrae/Costa, 1987; im Überblick Oerter 2002). Die dort identifizierten Persönlichkeitstypen sind: Extraversion, Verträglichkeit (Agreeableness), Gewissenhaftigkeit, Neurotizismus und Offenheit für Erfahrung. Um diese Persönlichkeitsmerkmale valide erfassen zu können, wurde die deutsche Version des Big Five Inventory (Lang 2001) zur Anwendung gebracht. Die soziale Einbindung wurde anhand einer Netzwerkbefragung (William Burd 1984, vgl. General Social Survey USA, Jansen 2002) erhoben.
Die Selbstwahrnehmung bzw. Attribution wurde in einem Fragenkomplex zur Wahrnehmung des eigenen Einflusses auf Ereignisse, Erfolge, Zielerreichung erhoben.
Inhalte
Wie ist die Größenordnung des Funktionalen Analphabetismus in der Jugendberufshilfe?
Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Alphabetisierungsgrad und Persönlichkeitsmerkmalen, sozialer Einbindung und Selbsteinschätzungen zum Kontroll- oder Attributionsverhalten?
Publikationen/Ergebnisberichte
Kontakt
Johanna Schneider
E-Mail: johanna.schneiderehs-dresden.de
MitarbeiterInnen
Prof. Dr. Harald Wagner (Projektleitung)
Johanna Schneider (wiss. Mitarbeit)
Charlotte Gneuss (studentische Mitarbeit)
Webseite
Weitere Informationen: http://bagoert.de/home.html
Auftraggeber
Bundesarbeitsgemeinschaft Örtliche Träger der Jugendsozialarbeit