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Mai 2024: Jubiläumsveranstaltung 20 Jahre Kindheitspädagogik am 30.05.2024

Graphic Record Regina Rullmann

Am Donnerstag, den 30.05.2024, wurde an der Evangelischen Hochschule Dresden das 20jährige Bestehen kindheitspädagogischer Studiengänge in Deutschland gefeiert. Eingeladen dazu hatten diejenigen sächsischen Hochschulen, die kindheitspädagogische Studienangebote oder Studienschwerpunkte anbieten und sich in der Landesgruppe Sachsen des Studiengangstages Pädagogik der Kindheit engagieren. Dazu zählen die Universität Leipzig, die Hochschule Zittau/Görlitz, die Hochschule Mittweida, die Staatliche Studienakademie Breitenbrunn sowie die Evangelische Hochschule Dresden.

 

Zunächst begrüßte Ivonne Zill-Sahm, Professorin für Erziehung und Bildung im frühen Kindesalter sowie Prorektorin an der Evangelischen Hochschule Dresden, die über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der verschiedenen Hochschulen sowie die Referent:innen und Fachleute aus der Praxis. Gemeinsam mit Andrea Eckhardt, Professorin für Pädagogik der Kindheit und Dekanin der Fakultät Sozialwissenschaften an der Hochschule Zittau/Görlitz, eröffnete sie dann die Veranstaltung mit einer Einführung in die Entwicklung der Kindheitspädagogischen Studiengänge in Deutschland und einer Kontextualisierung der Veranstaltung. Beide sind die Sprecherinnen der Landesgruppe Sachsen des Studiengangstages Pädagogik der Kindheit.

 

Eindrücklich zeichneten beide die Entwicklung der Profession in den letzten 20 Jahren nach. Deren Ausgangspunkt war u.a. der PISA-Schock, der den Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungsverläufen offenlegte und in dessen Folge der Bereich frühkindlicher Bildung, Erziehung und Betreuung ins Licht des öffentlichen und politischen Interesses gerückt ist, obwohl die PISA Studien selbst den schulischen Bereich fokussieren. Von nun an bestimmten sozialpolitische (Vereinbarkeit unterstützen), bildungspolitische (Chancengerechtigkeit im Bildungssystem ermöglichen) und pädagogische (ein erweitertes Bildungsverständnis) Aspekte den Blick auf Bildung und Erziehung in der Kindheit.

 

Die ersten kindheitspädagogischen Studiengänge starteten im Sommersemester 2004 an der Alice Salomon Hochschule in Berlin. Zum Wintersemester 2004/05 zogen die Fachhochschule Oldenburg, Ostfriesland, Wilhelmshaven, Standort Emden die Evangelische Hochschule Freiburg, die (ehemals) Evangelische Hochschule Hannover und die Hochschule Neubrandenburg nach. Mittlerweile existieren über 120 Studiengänge an Hochschulen für Angewandte Wissenschaften und Universitäten. Die beiden Referentinnen führten aus, dass veränderte gesetzliche Rahmenbedingungen wie das Tagesbetreuungsausbaugesetz (2004) und das Gute Kita Gesetz (2019) starke Impulse setzten. Daneben betonten sie die Entwicklung auf der fachlichen, professionsbezogenen Seite, die durch die Gründung der Bundesarbeitsgemeinschaft Bildung und Erziehung in der Kindheit (2006) und die Entwicklung des Qualifikationsrahmen für BA-Studiengänge der Kindheitspädagogik/Bildung und Erziehung in der Kindheit (2009) sowie die Gründung des Studiengangstages Pädagogik der Kindheit (2010) vorangetrieben wurde und unter anderem zur Empfehlung für die einheitliche Bezeichnung der Profession als „staatlich anerkannte Kindheitspädagogi:innen“ im Jahr 2011 und der Entwicklung eines Berufsprofils Kindheitspädagogin/e im Jahr 2015 führte.

 

Prof. Zill-Sahm und Prof. Eckhardt gingen außerdem auf die unterschiedliche Inanspruchnahme und Personalstruktur im Bereich der frühen Bildung in West- und Ostdeutschland ein und benannten Aufgaben der Kindheitspädagogik:

 

  • den Förderauftrag zur Erziehung, Bildung und Betreuung in Tageseinrichtungen und Tagespflege,
  • ganzheitliche und inklusive Bildungsunterstützung,
  • hohe pädagogische Qualität,
  • den Anspruch auf Inklusion (UN-Behindertenrechtskonvention 2009) und die Schutz,- Entwicklungs- und Partizipationsrechte (UN Kinderrechtskonvention 1992).

 

Als Herausforderungen im Handlungsfeld benannten sie die Arbeit in multiprofessionellen Teams, die Gestaltung von Transitionsprozessen zwischen Bildungsbereichen und die Kooperation und Vernetzung in den Sozialraum. Als Aufgaben für den Forschungsbereich und die fachspezifische Weiterentwicklung identifizierten sie vor allem die Klärung der kindheitspädagogischen Handlungsfelder, eine kritische Reflexion des Gegenstandes Kindheit sowie Forschung zu professionellen Praktiken und Handlungslogiken.

 

Nach dieser Einführung in Entwicklung und aktuelle Themen der Kindheitspädagogik stellten die Vertreter:innen der Standorte ihre Studiengänge bzw. Studienangebote vor:

 

  • Prof. Dr. Samuel Jahreiß von der Studienakademie Breitenbrunn,
  • Dr. Thomas Drößler von der Evangelischen Hochschule Dresden,
  • Prof. Dr. Susanne Viernickel und deren Nachfolgerin Prof. Dr. Elisa Oppermann von der Universität Leipzig,
  • Prof. Dr. Patricia Körber von der Hochschule Mittweida sowie
  • Prof Dr. phil. habil Andrea Eckhardt von der Hochschule Zittau/Görlitz.

 

Im Anschluss tauschten sich Expert:innen, Fachvertreter:innen und Pratiker:innen in einem World Café und in Workshops u.a. zum professionsbezogenen Selbstverständnis, multiprofessionellen Teams, der Forschungsorientierung in den Studiengängen sowie zur Zukunft von Führen und Leiten in der Kindheitspädagogik aus, nutzten den Tag zu Austausch und Vernetzung und zur Entwicklung gemeinsamer Ideen für die Weiterentwicklung der Profession.

 

Ein besonderes Highlight war die von Prof. Eckhardt und Prof. Jahreiß moderierte Podiumsdiskussion für die als Expert:innen gewonnen werden konnten:

 

  • Hagen Gneuß (Leiter Bildung & Soziales Sachsen der Thüringer Sozial Akademie)
  • Vivien März (Schulleitung Fachschule Sozialpädagogik)
  • Doreen Siebernik (Geschäftsführender Vorstand der GEW für den Bereich Jugendhilfe und Sozialarbeit)
  • Lisa Uhlig (staatlich anerkannte Kindheitspädagogin und staatlich anerkannte Sozialarbeiterin)
  • Dr. Nicole Wolfram (Referatsleiterin im Referat Kindertagesbetreuung, SMK)
  • Andreas Warschau (Geschäftsführender Vorstand OMSE e.V., Kitaleitung)

 

Die Podiumsdiskussion wurde von Regina Rullmann (Kindheitspädagogin, Absolventin ehs) in Form eines Graphik Records zusammengefasst.

 

Als noch junge Profession entwickelt die Kindheitspädagogik auch mit Blick auf Handlungsfelder jenseits der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung ihr fachliches Aufgabenprofil kontinuierlich weiter. Ziel ist es, die Teilhabechancen von Kindern in allen für sie relevanten Lebensbereichen zu verbessern u.a. durch eine lebenslagensensible und inklusive pädagogische Praxis, die am kindlichen Wohlbefinden orientiert ist und gleichzeitig darauf abzielt.

 

Prof. Zill-Sahm betont, dass die Erreichung dieses Zieles „eine wissenschaftlich fundierte Professionalität ebenso wie die stete Weiterentwicklung pädagogischer Qualität erfordert. Kindheitspädagoginnen und Kindheitspädagogen übernehmen nach unserem fachlichen Verständnis in vielfältigen pädagogischen Handlungsfeldern gesellschaftlich relevante Aufgaben – eine Jubiläumsveranstaltung wie heute stärkt unsere Profession und würdigt die in den letzten 20 Jahren dafür geleistete Arbeit.“

 

Text: Cornelia Fischer und Ivonne Zill-Sahm

 

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