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Exploring „Diversity and Culture in the U.S.“

22. Juli bis 14. August 2015

„Reisen ist tödlich für Vorurteile.“ (Mark Twain)

Durch eine Mitteilung über unser StudIp wurde ich Anfang des Jahres auf das Fulbright Summer Institute 2015 aufmerksam gemacht. Ich hatte damals Bedenken mit meiner Bewerbung Erfolg zu haben, da es sich bei dem Stipendium um eines der Fulbright Kommission handelte, welche als sehr renomiert gilt. Die von Senator J. William Fulbright 1946 gegründete Kommission existiert seit 1952 in Deutschland durch ein bilaterales Abkommen zwischen Adenauer und den USA. Damals finanziert aus Überschussgütern des Zweiten Weltkriegs werden heutzutage Lehr-, Forschungs- und Studienaufenthalte über das US-Außeministerium, das Bundesministerium für Bildung und Forschung und dem Auswärtigen Amt finanziert.

Ausgeschrieben waren zwei mögliche Programme mit verschiedenen Schwerpunkten. Das erste Programm richtete sich an Studierende im Wirtschaftsbereich und sollte an der Greensboro University in North Carolina stattfinden. Das zweite Programm mit dem Thema „Diversity and Culture in the U.S.“ interessierte mich als angehende Sozialarbeiterin wesentlich mehr und so entschied ich mich, es zu wagen und mich mit einem Motivationsschreiben, einem Empfehlungsschreiben einer Dozentin und meinem Transcript of records zu bewerben.

Nach der Zusage im Mai wurde ich zu einem Einführungsseminar nach Berlin eingeladen, bei dem alle zukünftigen Stipendiat_innen beider Programme - es waren deutschlandweit insgesamt etwa 60 - zusammenkamen und zur Annahme beglückwünscht wurden. Bei diesem Seminar stand das ausführliche Kennenlernen im Vordergrund, aber auch allerhand Hinweise für die Organisation der Reise. Beispielsweise hatten wir die Aufgabe ein U.S.-amerikanisches Visum zu beantragen, was sich im Laufe der folgenden Monate nicht immer als einfach herausstellte. Es war eine ganz besondere Erleichterung, von Seiten meiner Praxisstelle und dem Praxisamt unserer Hochschule so unterstützt worden zu sein, dass es für mich möglich war, diese Chance innerhalb meines Praktikumssemesters wahrzunehmen.

Ende Juli ging es dann los. Das gesamte Programm begann in New York City unter der Betreuung von fünf Mitarbeiter_innen der Binghamton University, die uns ihr aufwendig vorbereitetes und bis ins kleinste Detail geplantes Programm vorstellten. Vier Tage waren wir in New York City und wurden innerhalb einer Stadtteilführung durch Greenwich Village geführt, besuchten das Tenement Museum, schauten uns die Broadway Show „Chicago“ an, hörten uns einen Vortrag bei der Unternehmensberatungsfirma „Ernst and Young“ an und hatten daneben auch sehr viel Freizeit, um ausgerüstet mit 300 $, Gutscheinen für diverse Attraktionen, wie eine Eintrittskarte auf das Dach des Empire State Building, sowie Fahrkarten für den Hop on-Hop off-Bus, die U-Bahn und den Fähren, New York City auf eigene Faust zu erkunden. Die Aktivitäten beschäftigten sich thematisch mit den Einwanderung in den letzten beiden Jahrhunderten, dem Stadtwandel und den damit verbundene Arbeitsbedingungen.

Nach diesem fulminanten Start fuhren wir in die Binghamton University, in der wir auf dem Campus in Zweibettzimmern untergebracht wurden. Zu dieser Zeit war der riesige Campus beinah ausgestorben, da alle Student_innen Sommerferien hatten. Allerdings wurden Volunteers damit beauftragt, sich an einigen Aktivitäten zu beteiligen, um einen kleinen Einblick des alltäglichen Campuslebens zu vermitteln.

Im Laufe der folgenden zwei Wochen besuchten wir täglich Seminare, die extra für uns initiiert wurden. Morgens fand meist der Kurs mit dem Thema „Problem and Promise in American Diversity“ statt und am Nachmittag der Kurs „U.S. Cultural Diversity“. Durchgeführt von zwei unterschiedlichen Dozent_innen unterschieden sie sich folgendermaßen thematisch:

In „Problem and Promise in American Diversity“ lasen und diskutierten wir Texte, in den kuriose, lokale Geschichten vergangener Jahrhunderte aus der Umgebung im Mittelpunkt standen, die alle die Hoffnung auf ein besseres Leben zum Ausdruck brachten. Die Seminare prägte ein lockeres Klima und die spannenden und teilweise witzigen Geschehnisse ließen die Hemmungen schwinden in Englisch zu diskutieren und sich der Problemstellung des Seminars, American Diversity, auf niedrigschwellige und interessante Weise zu nähern.

Im Kurs „U.S. Cultural Diversity“ setzten wir uns mit dem Begriff „Kultur“, den damit verbundenen Zuschreibungen und Vorurteilen, sowie der Diversiät von Bundesstaaten auseinander. In vielfältigen Sprechübungen verbesserten wir alle unsere Fähigkeiten der Argumentation, Aussprache, Grammatik und Themenpräsentationen in Englisch. Abgeschlossen wurden die Kurse durch Präsentationen, die wir selbst erarbeiteten. Mit meinem Thema „Socioeconomics in Business“ behandelte ich am Beispiel der Firma „Apple“ Probleme und Chancen des Diversity Managements.

Das Programm wurde abgerundet von Podiumsdiskussionen mit Vertreter_innen zu den Themen LGBTQ* in den USA, Sportförderung an Universitäten und Religionen in den USA. Auch gab es bei jedem Lunch eine_n Expert_in als Lunchguest, mit denen man sich zu einem bestimmten Thema unterhalten konnte.

An den zwei Wochenenden, die wir im Laufe unserer Zeit an der Binghamton University verbrachten, fuhren wir an einem Wochenende nach Syracuse um die Orte der Anfänge der Frauenrechtsbewegung und der Erkämpfung des Frauenwahlrechts zu besichtigen.

Am letzten Wochenende nutzten wir die uns zur Verfügung stehende Freizeit für einen Ausflug nach Kanada, um uns Toronto und die Niagarafälle anzuschauen.

Als Einwanderungsland mit einer ganz besonderen kulturellen Prägung sind die USA ein Land, das man sich unbedingt von innen anschauen sollte. Meist negativ geprägte und undifferenzierte Urteile über die Vereinigten Staaten, sind auch in Deutschland häufig anzufinden. Vor allem in Hinsicht einer Einwanderungsgesellschaft jedoch, die die USA darstellt, kann Deutschland noch Einiges lernen. Die Vereinigten Staaten sind in vielerlei Hinsicht die wegbereitende Nation für unsere heutig gültigen Menschenrechte. Für diese Erkenntnis bin ich der Fulbright-Kommission, welche sich die Annäherung beider Gesellschaften durch intensiven und gelebten Austausch zum Ziel setzt, ganz besonders dankbar und hoffe, dass noch viele weitere Student_innen in den Genuss kommen ein Fulbright-Summer-Institute mitzuerleben.

von Jennifer Trebeljahr