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Niederlande 2012

Vorbereitungen

Aufgrund spontaner Entscheidung meinerseits, mich für einen der ERASMUS-Austauschplätze an der Hogeschool van Amsterdam (Hva) zu bewerben, gab es kurzfristig viele Papiere auszufüllen, Ideen zu spinnen, Studiumrelevantes und Privates zu organisieren. Die Bewerbung lief über das Auslandsamt meiner Hochschule, deren Mitarbeiterinnen mit der Partnerhochschule in Amsterdam kommunizierten. Diverse Formulare sollten ausgefüllt werden, welche durch meine Hochschule nach Amsterdam gesendet wurden. Geplant habe ich lediglich, welche Kurse mir während der 7 Studienwochen angerechnet werden und musste daher vorab Absprachen mit DozentInnen treffen über Studienmodule und deren Anerkennung, welche sich über mehrere Semester vollstrecken. Eine Zwischenmiete meines Zimmer und Finanzierungsmöglichkeiten für die Zeit im „preisintensiven“ Amsterdam mussten gefunden werden.

Unterkunft - Organisation

Spätherbst 2011. Ich entschied mich gegen eine Bewerbung um einen Platz im außerhalb gelegenen Studentenwohnheim. So suchte ich nach meiner Ankunft in Amsterdam circa eineinhalb Wochen nach einer Bleibe und pendelte vorerst zwischen Nordrhein-Westfalen und Amsterdam. Meine Wohnungssuche stellte sich als mühsam und kräftezehrend dar. Das kostenpflichtige Wohnungsportal www.kamernet.nl war meine Hauptanlaufstelle. Angefangen von unseriösen Internet-Angeboten, inseriert durch vermeintliche Sozialwohnungsinhaber, über dubiose Versprechen angeblicher Wohneigentümer nach Vorauszahlung der Miete über Western Union Transfers und ein geschundener Rücken, welcher meinen Rucksack (mit meinen Inventar für die nächsten Monate) hatte ich kurzzeitig durchaus nicht nur positive Gedanken voller Vorfreude auf Kommendes. Die Wohnungssuche - nervenaufreibend aber aufschlussreich - hat mich mit geprägt, ich würde es jedoch immer wieder dem Wohnheim vorziehen. So eine Wohnungssuche kann man auch als „Kennenlernbörse“ von der Stadt, ihren Wohnstandards und Einwohnern sehen. Bezüglich den Wohnungspreisen wird mir dieses Angebot eindrücklich in Erinnerung bleiben: zentral gelegenes 20 Quadratmeter-Appartement, über chinesischem Massagesalon (kein Extra-Eingang) gelegen, für circa €1000.- monatlich, zuzüglich Provision von einer Monatsmiete. Das Pendeln wurde auf die Dauer zu preisintensiv, ich entschied mich für Alternativen. Dazu gehörte das „Couchsurfen“ bei netten Holländern außerhalb Amsterdams und bei Mitstudierenden und die Hostel-Variante. Eine Übernachtung in einem, im Rotlichtviertel Amsterdams gelegenen und in letzter Sekunde gefundenem Hostel, verschaffte mir eine Ganzkörper-Krätzmilben-Infektion (Tierchen in der Bettwäsche), wofür ich mir kurz darauf in Deutschland ärztlichen Rat holte.
Eine medizinische Behandlung (beim Hausarzt) in den Niederlanden kostet um die €30.- Gebühren, welche man als Vorauszahlung leistet und eventuell von der deutschen Krankenkasse zurückerstattet bekommen kann - das gleiche gilt für die Kosten für Medikamente etc.. Auf Termine muss nicht lange gewartet werden, es sollte aber vorab eine Absprache geben, wenn man lange Wartezeiten umgehen will. 
Glücklicherweise fand ich ein WG-Zimmer zur Zwischenmiete im Zentrum von Amsterdam. Mein spanischer und mein französischer Mitbewohner verknüpften ihre persönlichen Netzwerke mit meinem und so entstand eine bereichernde Symbiose -Eine schöne Zeit mit sehr netten und interessanten Menschen.


Studium an der Gasthochschule

Nach und nach lernte ich mit den Lehrstandards der HvA umzugehen und brachte mich in Präsentationen und Gruppenarbeit ein. Die Gruppe Studierender war sehr bunt gemischt und durch verschiedene Nationalitäten besetzt, so empfand ich es wichtig, auch interkulturelle Unterschiede bei Projektarbeit schätzen zu lernen. Die Betreuung durch die Mitarbeiter/Innen des Auslandsamtes der Hochschule war herzlich und besaß etwas weniger „deutsche Gründlichkeit“, welche ich von deutschen Behörden gewohnt war. Die Atmosphäre zwischen Lehrenden und Studierenden war entspannt und funktionierte auf Augenhöhe.


Alltag

Das Leben in Amsterdam ist geprägt von Radfahren, entspannt-freundlichem Miteinander und einer angenehmen, unterschwellig gelebten Multikulturalität. Mit englischer (vereinzelt auch deutscher) Sprache bekommt man sogar bei der älteren Metzgers-Dame Schnittwurst und ein nettes Lächeln ohne Probleme. Biologisch lässt es sich sehr gut Einkaufen in Amsterdam, nur leicht erhöhte Preise sind dabei dennoch akzeptabel. Wer Käse gern hat, wird in Amsterdam zum Käse-Liebhaber. Köstliches ökologisches Bier gibt es im Werksverkauf der Brouwerij´t IJ (www.brouwerijhetij.nl). Indisch Essen kann man in einem der Restaurants in Nähe des Hauptbahnhofes (Amsterdam Centraal). Die besten Burger, auch vegetarische Varianten, gibt es im Burgermeester (http://burgermeester.eu) und wer es „typisch holländisch“ probieren will, sollte mal einen Appelflap oder gezuckerte Oliebollen testen.


Freizeit

Amsterdam ist pure Inspiration für Kunst- und Kultur-Interessierte. Für circa €50.- kann man sich eine Museumskarte (www.museumkaart.nl) holen und damit ein Jahr kostenfrei fast alle Museen in den Niederlanden besuchen. Ebenso empfehlenswert ist Artis Amsterdam (Zoo). Desweiteren sei zu empfehlen, Samstags auf den biologischen Noordermarkt (www.boerenmarktamsterdam.nl) im Stadtteil „Jordaan“ (Lebensmitteln und ein kleiner Flohmarkt) zu gehen und sich nachher auf ein Stück Apfelkuchen und einen Koffie verkeerd (Milchkaffee) zu treffen. Eine Tour mit einer der vier Fähren, welche hinter dem Hauptbahnhof abfahren, sei wärmstens zu empfehlen. Nimmt man die Fähre zur NDSM-Werft (http://ndsm.nl/), sollte man sich die kleinen Ateliers in einem alten Fabrik-Gelände nicht entgehen lassen. Das Noorderlicht-Cafe (www.noorderlichtcafe.nl) bietet die Möglichkeit, sich bei schönem Wetter, auf einem der Liegestühle sitzend und Getränk-schlürfend, zu regenerieren. Auch Amsterdams Nachtleben hält für jeden Geschmack etwas bereit und bietet bunte Abwechslung für alle.


Fazit

Ich schreibe diesem Bericht auf meiner Heimfahrt nach Deutschland und merke, dass mir die Zeit in Amsterdam persönliche Erkenntnisse gebracht, meine Ansichten bereichert hat. Das Flair der Stadt, die freundlichen Menschen, das tägliche Rad fahren und die internationale Atmosphäre erzeugten für mich ein unbeschreibliches Wohlgefühl. Verzichtet hätte ich jedoch gerne auf die Krätzmilben-Infektion.

Amsterdam/Dresden, Januar 2012