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Umzug nach Hamburg: Ulfrid Kleinert – Gründungsrektor der ehs und Brückenbauer zwischen Kirche, Wissenschaft und Gesellschaft

Prof. Ulfrid Kleinert, Gründungsrektor der Evangelischen Hochschule Dresden, zieht gemeinsam mit seiner Frau, Prof. Dr. Angelika Franz, nach Hamburg. Nach über drei Jahrzehnten in Radebeul und Dresden verlässt er die Region, die er mit seinem Wirken nachhaltig geprägt hat.

 

Sein soziales Engagement reichte weit über die Hochschule hinaus. 25 Jahre war Ulfrid Kleinert ehrenamtlich Vorsitzender des Anstaltsbeirats der Justizvollzugsanstalt Dresden und engagierte sich für die Belange Inhaftierter und Haftentlassener, indem er sich für deren faire Behandlung, die Wahrnehmung ihrer Opfer und eine Ablösung des Strafvollzugs durch zivilgesellschaftlich unterstützte Maßnahmen einsetzte und deshalb die Ausbreitung „freier Formen des Justizvollzugs“ zu fördern versuchte. Auch seine Frau war der ehs über viele Jahre eng verbunden. Als Professorin für Psychologie sowie den Arbeitsschwerpunkt Sozialpsychiatrie prägte sie Lehre und Forschung ebenso wie den interdisziplinären Dialog an unserer Hochschule und engagierte sich für die Ambulantisierung der Psychiatrie.

 

„Ich werde Radebeul vermissen“, sagt Kleinert – und wer seine Geschichte kennt, weiß, dass dieser Satz aus tiefem Herzen kommt.

 

Mit seinem Weggang möchten wir als Evangelische Hochschule Dresden die Gelegenheit nutzen, auf das zurückzublicken, was Prof. Ulfrid Kleinert für unsere Hochschule geschaffen hat. Denn sein Wirken ist untrennbar mit der Geschichte und Identität der ehs verbunden.

 

Als sich nach der Friedlichen Revolution 1989 in Sachsen neue Bildungsräume öffneten, gehörte Ulfrid Kleinert zu den Ersten, die diesen Aufbruch gestalteten. Er folgte dem Ruf aus seiner Heimatregion und gründete gemeinsam mit Mitstreiterinnen und Mitstreitern 1991 die Evangelische Hochschule Dresden. Mit großem Weitblick legte er das Fundament für eine praxisnahe, werteorientierte Ausbildung in Sozialer Arbeit und Diakonie. Unter seiner Leitung nahm im Herbst 1991 der erste Studiengang mit 50 Studierenden den Betrieb auf – bei mehr als 350 Bewerbungen.

 

In den folgenden Jahren prägte Kleinert das Profil der Hochschule entscheidend. Als erster Rektor führte er die ehs durch ihre Aufbaujahre und entwickelte sie zu einer anerkannten akademischen Einrichtung mit klarem kirchlich-diakonischem Profil. Besonderes Augenmerk legte er auf die Verbindung von Theologie, Sozialarbeit und Ethik sowie auf die enge Verknüpfung von Studium und gesellschaftlicher Praxis. So setzte er sich früh für die Qualifizierung junger Menschen ein, die in der DDR kein Abitur ablegen konnten, und eröffnete ihnen damit neue Bildungswege; seine Frau übernahm zusammen mit Sylvia Sawatzki den Prüfungsausschuss für die Anerkennung ihrer Hochschulreife. Zugleich förderte Kleinert die Forschung und Lehre an der Schnittstelle von Glaube, Wissenschaft und sozialer Verantwortung.

 

Sein soziales Engagement reichte weit über die Hochschule hinaus. 25 Jahre war Ulfrid Kleinert ehrenamtlich Vorsitzender des Anstaltsbeirats der Justizvollzugsanstalt Dresden und engagierte sich für die Belange Inhaftierter und Haftentlassener. Als Herausgeber der Gefangenenzeitung Der Riegel und Vorsitzender des Vereins HAMMER WEG e.V. setzte er sich für Resozialisierung, Seelsorge und einen respektvollen Umgang im Strafvollzug ein – Themen, die er auch wissenschaftlich und theologisch reflektierte.

 

Darüber hinaus hat Ulfrid Kleinert das kirchliche und kulturelle Leben im Elbland bereichert. Mit großem Engagement organisierte er die Vortragsreihe „(nicht nur) Reden in Kötzschenbroda“, leitete Tagungen und Studienreisen und brachte Menschen unterschiedlicher Hintergründe miteinander ins Gespräch. Bis heute initiierte er Begegnungen und schrieb Bücher, die den Horizont erweiterten und Brücken zwischen Kirche, Wissenschaft und Gesellschaft schlugen.

 

Seine Verbundenheit mit der Region zeigt sich auch in seinem Abschied: Vom 22. bis 25. Oktober verschenkt er einen Teil seiner umfangreichen Bibliothek an Interessierte. Wer möchte, kann eine Spende geben. Der Erlös geht zu gleichen Teilen an die Kinderarche Sachsen und an die Radebeuler Friedenskirche für deren Kinder- und Jugendarbeit.

 

Die Evangelische Hochschule Dresden verdankt Ulfrid Kleinert weit mehr als ihre Gründung. Sein Glaube, seine Überzeugungskraft und sein Mut zur Gestaltung haben Generationen von Studierenden, Lehrenden und Praxispartnern geprägt. Wir danken Prof. Ulfrid Kleinert für sein großes Engagement, seinen Pioniergeist und seine bleibende Verbundenheit mit der ehs. Für den neuen Lebensabschnitt in Hamburg wünschen wir ihm und seiner Frau alles Gute und Gesundheit.

 

 

 

Weiterführender Artikel:

 

Ulfrid Kleinert verabschiedet sich: „Ich werde Radebeul vermissen“ – Sächsische Zeitung

 

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