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Rückblick: Antrittsvorlesungen von Prof. Müller und Prof. Beckord

Silke Geithner und Matthias Müller bei der Überreichung der Berufungsurkunde.

Silke Geithner und Christina Beckord bei der Überreichung der Berufungsurkunde.

Am 14. November 2024 fanden im Großen Hörsaal der ehs die öffentlichen Antrittsvorlesungen von Prof. Dr. Matthias Müller und Prof. Dr. Christina Beckord statt.

Professor Müller sprach zum Thema "Reflexive Professionalität im menschenrechtlich bestimmten Handlungsfeld", Prof. Beckords Vortragstitel lautete "Zum Ausmaß physischer Gewalt in der Erziehung. Möglichkeiten und Grenzen der Aussagekraft unterschiedlicher Datengrundlagen".

Begrüßt wurden die Vortragenden und die Gäste von Prof. Dr. Silke Geithner, Rektorin der Hochschule, die zunächst Matthias Müller kurz vorstellte.

 

Matthias Müller ist seit März 2023 als Professor für Theorie und Geschichte der Sozialen Arbeit an der ehs tätig.

Er studierte Soziale Arbeit/Sozialpädagogik (Dipl. FH) sowie Soziologie, Philosophie und Erziehungswissenschaft (M.A.) in Jena und Winnipeg. Nach dem Abschluss folgte eine mehrjährige Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Sozialwesen der FH Jena mit sozialpolitischem Schwerpunkt.

Parallel erfolgte die externe Promotion (Dr. phil.) am Institut für Soziologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena bei Prof. Dr. Stephan Lessenich zum Thema „Deutungsmusteranalyse sozialpolitischer Innovationen. Fallstudien zu Grundeinkommen und Evaluation in der Sozialen Arbeit“. Matthias Müller war außerdem lehrend und forschend am Institut für Sozialwesen der Universität Kassel tätig.

Außerhalb des Hochschulbereichs war er in verantwortlicher Position in der öffentlichen Verwaltung, bei einem evangelischen Schulträger und in der Eingliederungshilfe tätig. Zuletzt war er Pädagogischer Leiter einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung und in dieser Position gleichzeitig als Projektleiter Gewaltschutz für die Entwicklung eines Gewaltschutzkonzepts für die Werkstätten verantwortlich.

In seinem Vortrag knüpfte er an diese fachlichen Kontexte an und sprach über das Recht auf Teilhabe und Inklusion von Menschen mit Behinderungen, beschrieb Gewaltschutz als professionellen Bezugspunkt und stellte exemplarisch die Entwicklung eines Gewaltschutzkonzeptes für Werkstätten für Menschen mit Behinderung vor. Er machte deutlich, dass hier vor allem Zeit und der Willen der Fachkräfte entscheidend sei, um solche Konzepte zu entwickeln und zu implementieren.

 

Nach einer kurzen Diskussion wurde die zweite Antrittsvorlesung angekündigt. Prof. Dr. Christina Beckord sprach "Zum Ausmaß physischer Gewalt in der Erziehung. Möglichkeiten und Grenzen der Aussagekraft unterschiedlicher Datengrundlagen."

 

Christina Beckord ist seit September 2023 als Professorin für Soziologie und Empirische Sozialforschung an der ehs tätig.

Sie studierte Soziologie mit den Schwerpunkten Empirische Sozialforschung, Soziale Probleme und Problemintervention und Sozialpsychologie an der Universität Bielefeld. Nach dem Studium forschte sie am Institut für Kriminalwissenschaften der Universität Münster und der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld als Mitarbeiterin in der kriminologischen Panelstudie „Kriminalität in der modernen Stadt“ (Crime in the modern city, CrimoC). In ihrer Promotion befasste sich Christina Beckord in diesem Zusammenhang mit einer empirischen Längsschnittanalyse von Lernprozessen und Jugenddelinquenz. Als anschließende CrimoC -Projektkoordinatorin beschäftigte sie sich im Rahmen ihrer Habilitation mit gewaltsamer Erziehung und deren (intergenerationalen) Folgen.

Vor dem Wechsel an die ehs war sie als akademische Oberrätin an der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld für die empirische Grundausbildung im Bachelor- und Masterstudiengang zuständig. Zudem ist sie seit 2024 zusammen mit den inzwischen aus dem Dienst ausgeschiedenen CrimoC-Initiatoren Prof. Dr. Klaus Boers (Institut für Kriminalwissenschaften, Universität Münster) und Prof. Dr. Jost Reinecke (Fakultät für Soziologie, Universität Bielefeld) Leiterin der CrimoC-Studie.

In ihrem Vortrag stellte Prof. Beckord u.a. Aspekte der CrimoC-Studie vor, die im Jahr 2002 mit einer Befragung vom rund 3.400 Duisburger Schüler:innen der damals siebten Klassen, welche bis zum Jahr 2019 insgesamt 13 Mal wiederbefragt wurden, begann. Im Mittelpunkt des international nur selten umgesetzten Studiendesigns steht die Perspektive der Developmental und Life-Course Criminology, die die Entstehung und den Verlauf von delinquenten Lebenspfaden betrachtet. Darüber hinaus bietet die Studie Möglichkeiten der Erklärung delinquenten Verhaltens.

Als Leiterin der DFG-geförderten Studie „Herausforderungen in jungen Familien“ (HejFam) begleitet sie jetzt CrimoC-Teilnehmer:innen, die eine eigene Familie gegründet haben. In der HejFam-Studie sollen sowohl soziologische und kriminologische wie auch in Kooperation mit der RWTH Aachen neurobiologische Faktoren erforscht werden, die entweder zur Weitergabe von (gewaltsamen) Verhaltensmustern oder aber zur nicht-Weitergabe führen.

Prof. Beckord wies auf die Folgen gewaltsamer Erziehung hin. So weisen Jugendliche mit Gewalterfahrung das höchste Risiko auf, selbst Gewaltdelikte auszuführen, Drogen zu konsumieren oder andere Delikte zu begehen. Dabei betonte sie, dass Gewalterfahrungen in allen Schichten und bei allen Bildungsniveaus nahezu gleichermaßen vorkommt.

 

Im Anschluss an die Vorträge überreichte Prof. Geithner die Berufungsurkunden. Der Abend klang bei einem informellen Get together im Foyer der Hochschule aus.

 

Dresden, 15.11.24

 

Fotos und Text: C. Fischer

 

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