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27.04.2022: 1. Digitaler Forschungstag der ehs

Eine Hochschule in Bewegung – wenn auch im virtuellen Raum!
Rückblick auf den ersten digitalen Forschungstag der ehs

 

Punkt 8:15 sitzen viele erwartungsfrohe Studierende im Workshop Sozialwissenschaftliche Hermeneutik vor mir. Allerdings nicht in Präsenz, sondern virtuell über Zoom. 
Denn es ist digitaler Forschungstag - der erste an der ehs!

 

Wenngleich man der Corona-Pandemie vieles zulasten legen kann, so hat sie grundsätzlich für eine neue Bedeutung digitaler Austauschformate in der Hochschullandschaft gesorgt. Einmal mehr zeigt sich: digitale Austauschmöglichkeiten ermöglichen eine Teilnahme auch dann, wenn Privatleben, Studium und Beruf sich eigentlich nur schwer vereinbaren lassen.

Denn einige der Studierenden aus meinem Workshop haben neben sich kleine Kinder sitzen oder schalten sich gar von ihrem Arbeitsplatz aus zu. Alle sind sich einig: das digitale Format erweitert die Teilnahmemöglichkeiten und gibt Gelegenheit, nichts von dem spannenden Angebot zu verpassen.

Und das Angebot konnte sich sehen lassen: Professorin Anja Katharina Peters faszinierte ihre Workshopteilnehmenden beispielsweise mit dem Thema „Drama, Death und bunte Bilder – Comicanalyse in der Pflegewissenschaft“, während Götz Schneiderat und Aileen Völlger einer Vielzahl interessierter Studierender Einblicke in die Herausforderungen der Befragung von Kindern und Jugendlichen gaben. Von der Diskursanalyse über die Aktionsforschung bis hin zu Lego Serious Play  – das Programm des ersten digitalen Forschungstags hatte es in sich!

 

Für den Austausch zwischen den Veranstaltungen standen die Mitarbeiterinnen des BediRa-Projektes auf der Plattform Wonder bereit, gaben Hinweise zum Veranstaltungsprogramm oder sorgten für den kleinen Plausch und die kleinen Begegnungen zwischendurch. Die Nachmittagsvorträge, die sowohl in deutscher als auch englischer Sprache gehalten wurden, zogen nicht nur ein hochschulinternes Publikum, sondern auch eine bundesweit verstreute Zuhörerschaft an und verdeutlichten einmal mehr, wie vielseitig das Forschungsprogramm der ehs sowie des ehs Zentrums wahrgenommen wird.

 

Besonders erfreulich waren die vielen positiven Rückmeldungen, die wir im Laufe des Tages für diese Auftaktveranstaltung bekommen haben. Sie bestärken uns darin, das Format weiterzuführen, zukünftig gerne auch in einer hybriden Form.  

 

Wer nicht dabei sein konnte, muss nicht enttäuscht sein: einige Vorträge sind als Video hier abrufbar. Ebenso ist unsere Podcast-Reihe „Menschen.Forschen – der Forschungspodcast der ehs“ erfolgreich gestartet.

 

Und falls Sie noch mehr Interesse an unserer Forschung haben, dann klicken Sie doch mal auf dieses padlet: https://padlet.com/Forschung_ehs/tlo0sz1y66i9u4p4.

 

Mit den besten Grüßen

Prof. Dr. Nina Weimann-Sandig

Forschungsbeauftragte der ehs


Vormittagsprogramm für Studierende der ehs

Workshop Block I: 8:15-9:45 Uhr

"Drama, Death und bunte Bilder: Comicanalyse in der Pflegewissenschaft"

Prof. Dr. Anja Katharina Peters:

Krankenpflege war über einen langen Zeitraum eine der der wenigen gesellschaftlich akzeptierten Berufstätigkeiten für Frauen aus dem Bürgertum. Es ist bis heute ein überwiegend weiblich zugeschriebener Beruf, der auf verschiedenste Weise stereotypisiert wird: Es gibt das Engel-Narrativ (z.B. um „the lady with the lamp“, Florence Nightingale), die mütterliche Pflegerin (z.B. „Mother“ Mary Seacole), aber auch das Motiv der „sexy nurse“ und seit einiger Zeit der „zombie nurse“.

Filme im Krankenhaussetting haben die Figur der Krankenschwester in die Genres Krimi und Horror integriert.

Ein weiteres Massenmedium ist der Comic. Comics über Gesundheits- und Krankenpflegerinnen/Pflegefachfrauen (selten Gesundheits- und Krankenpflegern/Pflegefachmännern) richten sich sowohl an die Profession selbst als auch an ein erweitertes Publikum. In diesem Workshop werden wir uns mit

·         Pat Parker, War Nurse (Harvey)

·         Night Nurse (Marvel)

·         Vitals. True Nurse Stories (Marvel & AHN) beschäftigen.

Sie werden Grundlagen der Comicanalyse kennenlernen und untersuchen, welches Bild von Pflege die Charaktere repräsentieren. Das Ziel ist es, Stereotype zu erkennen und das (Selbst-)Bild von Pflegefachleuten kritisch zu reflektieren. Selbstverständlich sind auch Studierende anderer Fächer herzlich willkommen.

Der Workshop basiert auf den Ergebnissen einer Comicanalyse im Vorfeld des Internationalen Workshops „Working all night: modernity, night shifts and the temporal organization of labour across political and economic regimes” an der Karls-Universität in Prag im November 2019.

Der Beitrag dazu wird voraussichtlich 2022 bei De Gruyter erscheinen.

"Das Faith Development Interview — ein Leitfadeninterview zur Erfassung individueller Weltsichten und ihrer lebensgeschichtlichen Hintergründe"

Prof. Dr. Constantin Klein:

Das Faith Development Interview (FDI) ist ein halbstrukturiertes Leitfadeninterview für Erwachsene und Jugendliche, das in zahlreichen psychologischen und pädagogischen Studien zur Erhebung von (religiös-)weltanschaulicher Vorstellungen vor dem Hintergrund der persönlichen Biographien eingesetzt wurde und wird. Es geht zurück auf die Arbeiten von James W. Fowler und seine Faith-Development-Theorie, die u.a. die Theorien zur kognitiven Entwicklung nach Piaget, zur Entwicklung des moralischen Urteils nach Kohlberg und zur Entwicklung der Übernahme sozialer Rollen nach Selman zu integrieren versucht. Der Begriff „Faith“ ist dabei keineswegs auf religiöse Vorstellungen begrenzt, sondern lässt sich recht treffend als „Lebensglaube“ übersetzen (so in den deutschsprachigen Veröffentlichungen Fowlers), meint also die Gesamtheit persönlich prägender und leitender Vor- und Einstellungen und Erfahrungen.

Durch 25 Fragen, die die Themen Lebensrückblick, Beziehungen, Werte und Verpflichtungen sowie Religion und Weltanschauung umfassen, bietet das FDI Raum zur Reflektion über das eigene Leben und dessen existentielle Grundlagen. Die Antworten auf die Fragen lassen sich sowohl inhaltsbezogen (auf relevante Themen wie Erfahrungen mit wichtigen Bezugspersonen oder Wertvorstellungen) als auch strukturell im Sinne einer Einschätzung des weltanschaulichen Entwicklungsstands auswerten – verbunden mit der Möglichkeit, die Resultate mit anderen qualitativen und quantitativen Daten zu triangulieren. Von Untersuchungsteilnehmer*innen wird das FDI zumeist sehr gut angenommen und als Möglichkeit der Selbsterforschung geschätzt. Im Rahmen des Workshops werden das FDI als Instrument und der zugrundeliegende Theorierahmen vorgestellt und Möglichkeiten und Grenzen seines Einsatzes anhand aktueller Forschungsbeispiele diskutiert.

"Sozialwissenschaftliche Hermeneutik - die Kunst nicht alles als selbstverständlich hinzunehmen"

Prof. Dr. Nina Weimann-Sandig:

„Die Fragestellung für ein Forschungsvorhaben entsteht oft durch eine Irritation, durch die ein bisher unhinterfragter Sachverhalt als erklärungsbedürftig erscheint“, bringen Sammet und Erhard (2018: 16) die Beweggründe für hermeneutische Auswertungsverfahren auf den Punkt. Die unterschiedlichen Blickwinkel auf bestimmte Themen oder Begrifflichkeiten machen es aus Sicht der qualitativen Sozialforschung unabdingbar, sich so genannter interpretativer Ansätze zu bedienen, um hochwertige qualitative Analysen zu erzielen. Die sozialwissenschaftliche Hermeneutik wird oftmals auch als objektive Hermeneutik bezeichnet, was jedoch bisweilen Verwirrung stiftet. Zum einen wird die Objektivität gerne als Gütekriterium der naturwissenschaftlich orientierten, quantitativen Sozialforschung verwendet, zum anderen scheinen sich Objektivität und die Interpretationsleistung durch den Forschenden als Subjekt erst einmal auszuschließen. Oevermann (1991) als Begründer der objektiven Hermeneutik ging es jedoch darum, einen Zugang zu schaffen, der die Interpretation qualitativen Datenmaterials jenseits von persönlichen Absichten oder Handlungen der Interviewpersonen erlaubt. Herausgearbeitet werden soll also der hohe Einfluss von etablierten gesellschaftlichen Strukturen auf Handlungen oder das Verstehen von Menschen, der so genannte „objektive Sinn“ (Oevermann 1991: 271).  Darüber hinaus geht es der Objektiven Hermeneutik um die Entschlüsselung latenter Sinnstrukturen, die dem Handeln der Menschen oft zugrunde liegen. Was nun vielleicht noch abstrakt klingen mag, wollen wir im Workshop anhand empirischer Interviewmaterialen gemeinsam diskutieren.

"Soziale Prozesse beobachten und verstehen im Spannungsfeld von Lebenswelt und Organisation"

Peggy Lippstreu:

Im Workshop setzten sich die Teilnehmer:innen mit der Frage auseinander, was soziale Prozesse sind und wie sie in der Praxis Sozialer Arbeit in Anlehnung an ethnografische Verfahren beobachtet und dokumentiert werden können. In Teil 2 wurden anhand von Beispielen Studierender Möglichkeiten der rekonstruktiven Analyse von Beobachtungsprotokollen disktutiert.

Das Ziel bestand in der Entwicklung erster Prozesshypothesen, die Bezug nehmen auf das Spannungsfeld zwischen der Lebenswelt von Adressat*innen, dem professionellen Handeln und den Organisationen der Sozialarbeitenden. Der Workshop sollte exemplarisch verdeutlichen, wie sich Studierende (z.B. im Praktikum) soziale Prozesse systematisch erschließen können und welches Potenzial damit für die Entwicklung fachlich autonomer Einschätzungen - in der Dimension des Sozialen - entsteht.


Workshop Block II 10:00-11:30 Uhr

"Kinder und Jugendliche befragen: Wie entwickle ich einen Fragebogen?"

Götz Schneiderat / Aileen Völlger:

Die Referent:innen gaben einen Einblick in die wichtigsten Aspekte der Fragebogenentwicklung für Kinder und Jugendliche. Wie konstruiere ich einen Fragebogen und was gibt es hierbei besonders zu beachten? Neben der Vermittlung der rechtlichen und ethischen Grundlagen zur Befragung von Kindern und Jugendlichen stehen die Besonderheiten schriftlicher Befragungen im Vordergrund. Mit Beispielen und gemeinsamen Übungen zu Skalentypen, zur Fragen- und Antwortformulierung sowie zur altersgerechten Gestaltung des Fragebogens wird den Teilnehmenden praxisnahes Wissen vermittelt, welches Sie zukünftig in eigenen Befragungen umsetzen können. Zugleich werden Hinweise zum Aufbau und Layout schriftlicher Befragungen vorgestellt und der Umgang mit sensitiven Fragen an einem Beispiel praktisch angewandt.

"Aktionsforschung – Praxis mittendrin, statt nur dabei"

Prof. Ivonne Zill-Sahm und Prof. Dr. Andrea Eckhardt:

Ausgangspunkt von Aktionsforschungsprojekten ist eine handlungstheoretische Fragestellung, die Praktiker:innen an ihre eigene professionelle Praxis haben.  Vielfach geht es dabei um Unzufriedenheiten oder Unsicherheiten, wie beispielsweise im Kontext des Offenen Kindergartenansatzes. Hier waren die Praktiker:innen unzufrieden mit der pädagogischen Umsetzung von Integration in „ihren“ Kindertageseinrichtungen. Gemeinsam mit Wissenschaftler:innen haben sie ihre pädagogische Praxis analysiert und Ableitungen für die Weiterentwicklung getroffen, was in einem neuen pädagogischen Ansatz – dem Offenen Kindergartenansatz – mündete.  Aktionsforschung lebt von zirkulären und diskursiven Austauschprozessen in denen Praktiker:innen zu Forscher:innen werden, die ihre eigene Praxis systematisch in den Blick nehmen. Gemeinsam mit Wissenschaftler:innen werden Handlungsstrategien entwickelt, um die komplexen Herausforderungen oder das, was zur Unzufriedenheit der Praktiker:innen geführt hat, auf qualitativ hohem Niveau zu bearbeiten. Aktionsforschung verfolgt grundsätzlich zwei Interessen: ein Entwicklungsinteresse sowie ein Erkenntnisinteresse. Dabei werden unterschiedliche, zum Teil auch sehr kreative Methoden eingesetzt, um das Erkenntnisinteresse wissenschaftlich fundiert und für den jeweiligen Gegenstand angemessen, umzusetzen.

"Die Auswertung von Social Media Kommentaren – Fluch oder Segen für die Qualitative Sozialforschung?"

Prof. Dr. Nina Weimann-Sandig:

Die reduzierten Kontaktmöglichkeiten im Zuge der Corona-Pandemie erfordern ein Umdenken in der empirischen Sozialforschung. Insbesondere die qualitative Sozialforschung leidet unter der mangelnden Präsenz, denn Interviews oder Gruppendiskussionen von Angesicht zu Angesicht sind in Zeiten von Kontaktbeschränkungen nur schwer organisierbar. Wenngleich viele Forschende schnell reagierten und ihre – durchaus positiven – Erfahrungen mit der Nutzung von Dialogplattformen wie Zoom oder Webex zur Erhebung qualitativer Interviewdaten in der Forschungscommunity teilen, bleibt eine gewisse Grundskepsis zurück.

Aufgrund der Kontaktbeschränkungen, des überproportional hohen Anteils von Home-Office und Home Schooling verlagerte sich ein Großteil unseres Lebens in die digitale Welt. Die Krisenbewältigung erfolgt nun nicht mehr in bilateralen Gesprächen mit engvertrauten Personen, sondern erobert das digitale Netz. Zu keiner Zeit wurde mehr gebloggt oder getwittert und zu keiner Zeit wurden die Kommentarfunktion in den sozialen Medien bisher so genutzt wie seit Beginn der Corona-Pandemie oder im Angesicht des Ukraine-Krieges. Viele Menschen scheinen nicht mehr bereit zu sein, die Auswirkungen der Pandemie oder die Bedrohung durch einen Krieg mit sich alleine auszumachen, sondern suchen sich gezielt Plattformen, um – je nach Weltanschauung – mit Gleichgesinnten die Maßnahmen und deren Auswirkungen zu diskutieren.

Diese gesellschaftliche Entwicklung in Form einer Verlagerung der früheren Küchentischdebatten in eine völlig andere Sphäre ist ebenso spannend wie voraussetzungsvoll für die qualitative Sozialforschung.

Der Workshop gibt einen Einblick und Überblick über den aktuellen Stand der Auseinandersetzung der Analyse von Social Media Kommentaren in der qualitativen Sozialforschung. Wir gehen der Frage nach, inwieweit – unter Einbeziehung methodologischer Prämissen qualitativer Sozialforschung, Social Media Daten eine Erweiterung der gesellschaftlichen Sphäre bedeuteten. Ebenso wollen wir klären, welche Herausforderungen und auch Gefahren für Forschungsinterpretationen mit der Analyse spezifischer Plattformen verbunden sind.

Wir diskutieren gemeinsam, welche Auswirkungen die fehlende Kontrolle bei diesen Plattformen auf die Qualität von Forschungsdaten hat. Nicht zuletzt wagen wir uns an eine hermeneutisch- inhaltsanalytische Interpretation des Datenmaterials durch die Auswertung von Beispielen.


Workshop Block III 11:45-13:15 Uhr

"Partizipative Praxisforschung zu und mit migrierten Fachkräften in den Bereichen Soziale Arbeit, Kindheitspädagogik und Erziehung"

Irene Sperfeld / Lisa Gulich:

Ausgangspunkt für den Workshop war das Promotionsprojekt von Lisa Gulich, die mit geflüchteten und jetzt in Sachsen lebenden Lehrer:innen autobiografisch-narrative Interviews führt. Im Workshop wurden Möglichkeiten und Grenzen eines partizipativen Forschungsprozesses gezeigt.

Die Teilnehmer:innen des Workshops erhielten Einblicke in die Forschungs- und Projektarbeit mit migrierten Pädagog:innen und Ansatzpunkte für eigene studentische Forschungsprojekte.

Partizipativ meint hier einerseits, dass die Interviews gemeinsam mit migrierten Pädagog:innen ausgewertet werden. Andererseits geht es um die Zusammenarbeit zwischen Forschung und Praxis. Dargestellt werden die Synergien zwischen dem Promotionsprojekt und dem IQ-Praxisprojekt „Brückenkurse und Qualifizierungsbegleitung für migrierte Akademiker:innen in den Bereichen Soziale Arbeit, Pädagogik und Erziehung“. Im IQ-Projekt am ehs Zentrum unter Leitung von Irene Sperfeld werden migrierte Akademiker:innen begleitet, die einen (Wieder-)Einstieg in eine Tätigkeit in den Bereichen Soziale Arbeit, Pädagogik oder Erziehung in Sachsen anstreben.

"Spielerisch Forschen – Potenziale der LEGO Serious Play®-Methode zur Erforschung komplexer Themen"

Prof. Dr. Silke Geithner:

LEGO® Serious Play® (LSP) ist Denken mit den Händen. Die Teilnehmenden eines LSP-Workshops werden aufgefordert, ihre Vorstellungen zu einem Thema in einem Modell aus Lego-Bausteinen darzustellen. (Implizites) Wissen und verschiedene Perspektiven auf ein Thema werden durch die dreidimensionalen Modelle begreif- und vermitteilbar. Reflexion und die gleichberechtigte Diskussion unter den Teilnehmenden werden gefördert. Die Methode LEGO® Serious Play® ist ein dabei moderierter Prozess, bei dem in angeleiteter und spielerischer Art und Weise Modelle aus Legobausteinen entstehen. Zentrale Prinzipien von LSP sind die Wissensbildung und -teilung durch händisches Tun, das Spiel als Form der sozialen Kommunikation, des emotionalen Ausdrucks, der kognitiven Entwicklung und des konstruktiven Wettbewerbs sowie die Imagination als Hervorrufen von Bildern zum Erfassen komplexer Themen.

Die Methode kann vielfältig eingesetzt werden, u.a. auch als Forschungsmethode und zur Generierung von Daten. Es können neben den LEGO-Modellen zu einer (Forschungs-)Frage weitere empirische Daten durch Beobachtung und Videografie sowie ergänzende Methoden, wie Fragebogen und Interview erhoben werden. Im Workshop werden wir die Methode kennenlernen und ausprobieren sowie Anwendungsfelder in der empirischen Forschung diskutieren. Hinweis: Weil der Workshop digital stattfindet, wäre es schön, wenn jeder Teilnehmende ein paar Lego-Bausteine an seinem Arbeitsplatz/Schreibtisch hätte – dies ist aber keine zwingende Voraussetzung für die Teilnahme am Workshop.

"Kritische Diskursanayse"

Martin Möhring / Johanna Schneider:

Das Projekt ADRESS-Netzwerkstudie (https://www.ehs-dresden.de/adress/) untersucht im Feld der Erwachsenenalphabetisierung und -grundbildung, wie über Schriftsprachprobleme von erwachsenen Menschen gesprochen wird und welche sozialen Praktiken damit verbunden sind. Die Annahme ist, dass diese von Förderlogiken und gesetzlichen Vorgaben maßgeblich bestimmt werden und damit eine gelingende / nicht gelingende Ansprache von Menschen mit geringer Literalität für Bildungsoptionen beeinflusst wird.

Im Workshop ging es darum, die Methodik der Kritischen Diskursanalyse, die auf der Diskurstheorie von M. Foucault beruht, vorzustellen. Anhand von konkreten Fragen und Beispielen der Projektarbeit wurde in einzelne Arbeitsschritte eingeführt und Zwischenergebnisse besprochen. Anhand der Projektvorgehensweise kann exemplarisch gezeigt und reflektiert werden, was Diskurse sind und wie „sagbares Wissen“ entsteht, das mit unserem sozialen Handeln (Vorstellungen über Adressaten, Fachlichkeit usw.) eng verflochten ist. Das Bewusstsein darüber kann helfen, gängige Diskurse bewusst zu machen und fachliche Praktiken zu überdenken.



Nachmittagsprogramm: Öffentliche Fachvorträge

Fachvorträge I 14:15-15:00 Uhr

"The ENHANCE project: Mental Health in the Context of Digitalization Processes at Universities"

Prof. Dr. med. Christine Rummel-Kluge / Prof. Dr. Franziska Wächter / Tanja Brock / Lukas Günthner:

While stress and mental health problems were widespread among students in higher education even before the pandemic, research indicates that the pandemic and associated lifestyle changes (e.g., remote lectures and exams) amplified stress and mental health problems among students: when compared to the summer of 2020, where no lockdown measures were in effect, students surveyed during the second lockdown in 2021 reported a 16.5% increase in depressive symptoms and a 7% increase in perceived stress. As such, the project "Mental Health in the Context of Digitalization Processes at Universities" (ENHANCE) aims to answer questions such as how students cope with various types of stress and how digital media influences this process.

The collaboration between the University of Leipzig and the ehs Zentrum Dresden is funded by the SMWK from 2021 until 2024. The project encompasses a data collection phase, during which a student survey will be implemented at six collaborating universities in Saxony. In the subsequent practice development phase, various low-threshold online services (e.g., via messenger services, chat programs and online tools) will be developed and implemented in participating universities. Furthermore, participatory workshops at the collaborating universities will serve to inform the further development and implementation of these low-threshold online services, as well as advance digitalization processes at these universities in collaboration with students and cooperative partners.

As preliminary work for the research project, current findings on mental health and social and emotional aspects of the COVID-19 pandemic among students at the University of Leipzig will be discussed and classified. Additionally, first results from our social media research regarding students use of social media platforms to inform themselves about mental health, their interactions with the community and their use of the platforms as a creative form of dealing with mental health, will be discussed.

Further information on the project: https://enhance-university.de/

Der Vortrag vom Forschungstag kann hier angesehen werden.

"Die lebenslagensensible Kita in Zeiten der Pandemie"

Annekatrin Lorenz / Dana Mühle:

Impressionen aus Praxisforschung und -begleitung im kommunalen Handlungsprogramm "Aufwachsen in sozialer Verantwortung". Im Vortrag wurde aufgezeigt, wie Praxisforschung und Praxisbegleitung miteinander verknüpft werden, um Kindertageseinrichtungen in besonders belasteten Sozialräumen dabei zu unterstützen, ihre pädagogische Alltagspraxis für Kinder in herausfordernden Lebenslagen weiterzuentwickeln und bedürfnisorientiert anzupassen.

Hier finden Sie die Präsentation des Vortrages


Fachvorträge II 15:15-16:00 Uhr

"Konflikte in Familien in Zeiten der Corona-Pandemie – Ergebnisse der sächsischen Familienbefragung"

Prof. Dr. Nina Weimann-Sandig / Götz Schneiderat / Aileen Völlger:

Die multimethodische Studie untersucht familiäre Konflikte seit Beginn der Corona-Pandemie im Bundesland Sachsen. Adressat:innen sind dabei einerseits die in Sachsen lebenden Familien in ihren unterschiedlichsten Konstellationen, andererseits aber auch diejenigen Fachkräfte, die im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe schwerpunktmäßig mit der Zusammenarbeit von Familien betraut sind. Die Ergebnisse der quantitativen Familienbefragung nehmen die Themen Belastungsfaktoren von Eltern und Kindern aber auch Resilienzfaktoren, die Familien derzeit nutzen, um mit entstehenden Konflikten umzugehen, in den Blick.  Die Besonderheit liegt in der einerseits systemischen Betrachtung von Familien und andererseits in der Berücksichtigung individueller Interessens- und Entwicklungslagen der einzelnen Familienmitglieder. Bewusst wurde in diesem Projekt folglich auch Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit geben, sich zu äußern. Ergänzend zur Familienbefragung wurde eine multimethodische Fachkräftebefragung im Feld der Arbeit mit Familien durchgeführt.  Neben veränderten Arbeitsstrukturen und der Notwendigkeit veränderter Kompetenzprofile in der Arbeit mit Familien wird auch die abnehmende Erreichbarkeit der Adressat*innen und Klient*innen im Zuge der Corona-Pandemie im Vortrag thematisiert.

Hier finden Sie die Präsentation des Vortrages

Der Vortrag vom Forschungstag kann hier angesehen werden.

"Partizipatives Forschen unter pandemischen Bedingungen"

Prof. Ivonne Zill-Sahm / Prof. Dr. Andrea Eckhardt:

Aktionsforschung mit pädagogischen Fachkräften in Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflegepersonen.

Die pädagogischen Fachkräfte und Kindertagespflegepersonen waren während der pandemischen Situation mit besonderen Herausforderungen konfrontiert, die eine Umsetzung des Bildungs-, Betreuungs- und Erziehungsauftrages deutlich erschwert haben.

Das Projekt „Herausforderungen für die Umsetzung des Bildungs-, Betreuungs- und Erziehungsauftrages während der COVID-19-Pandemie“ hat sich mit konkreten Fragen und Herausforderungen der pädagogischen Praxis befasst. Die Ergebnisse des Projektes wurden im Rahmen des Vortrages vorgestellt. Neben dem methodologischen Zugang, den gewählten Methoden, dem Feldzugang etc. ging es insbesondere um die Herausforderungen bei der Umsetzung eines digitalen Forschungsprojektes.


Fachvorträge III 16:15-17:00 Uhr

"(In)Visible Women in Social Sciences and Social Work"

Prof Dr. Franziska Wächter:

Der Vortrag stellte das laufende trinationale Forschungs- und Lehrprojekt „(In)Visible Woemen in Social Sciences and Social Work“ (2021-2022) zwischen der ehs Dresden, der University of Applied Sciences, School of Health Care and Social Work, Finnland, Seinäjoki und der Wirtschaftsuniversität Wien, Institut für Gender und Diversität in Organisationen, Österreich vor. Übergeordnetes Ziel des Projektes ist es, ein Set an „Educational-Comics“ zu Pionierinnen in den Sozialwissenschaften auf einer Website als Open Source Ressource für Lehrzwecke zur Verfügung zu stellen. Diese Lehr-/Lernmaterialien werden einen Blick auf die Geschlechterverteilung in Sozialforschung und Sozialarbeit ermöglichen, gleichzeitig Wissen über strukturelle Barrieren innerhalb des Wissenschaftsfeldes und Karrieren von Frauen vermitteln sowie Themen, Forschungszugänge und -methoden ausgewählter Pionierinnen beleuchten. Der Beitrag gibt Einblicke in die konzeptionelle Anlage des Projektes, die Durchführung über zwei Studiensemester sowie auch in erste Ergebnisse der gemeinsamen Biographiearbeiten finnisch-österreichisch-deutscher Arbeitsgruppen zu Marie Jahoda, Hilma Granqvist, Miina Sillanpää, Dorothy Swaine Thomas, Margaret Mead und Beatrice Webb.

 

Der Vortrag vom Forschungstag kann hier angesehen werden.

"Mit Kitasozialarbeit auf Kurs"

Andreas Wiere / Axel Möller / Marie Müller / Tabea Pontius:

Der Vortrag „Mit Kitasozialarbeit auf Kurs - Das sächsische ESF Programm KINDER STÄRKEN“ stellte Interessierten das Konzept, sowie wichtige Ergebnisse und Schlussfolgerungen des sächsischen ESF-Projektes KINDER STÄRKEN vor und lud zur Diskussion des Themas Kitasozialarbeit ein.  

Was möchte das Projekt KINDER STÄRKEN erreichen?

Das sächsische ESF-Programm KINDER STÄRKEN –  Maßnahmen für Kinder mit  besonderen  Lern-  und  Lebenserschwernissen reagiert durch ergänzende Soziale Arbeit in  Kindertageseinrichtungen auf individuelle Anlässe und Bedarfe von Kindern und Familien und deren besondere Herausforderungen im Zusammenhang mit riskanten Lebenslagen und sozialer Benachteiligung. Nirgends ist die Chance der unmittelbaren Gewahrwerdung von Risiken und Folgen des Aufwachsens und die Erreichbarkeit von Kindern und Familien so hoch,  wie  in  der  Kita.  Kitasozialarbeit im Sinne anlassbezogener Unterstützung und Förderung von Kindern und Familien setzt hier an.

Kitasozialarbeit? Was ist damit gemeint?

Im Programmverlauf rückten die Logiken, Konzepte, Methoden, Handlungsprinzipien, Verfahren und Techniken Sozialer Arbeit immer mehr in den Fokus, weil es um Kinder geht, die aufgrund ihrer Lebenssituation besonders von Ausgrenzungs- und Entwicklungsrisiken bedroht oder betroffen sind. Deshalb wird durch Kitasozialarbeit ein zusätzliches, sozialarbeiterisches Unterstützungsangebot für Kinder und Eltern angeboten, welches innerhalb der Kindertagesstätte verortet ist und das Ziel verfolgt, die Entwicklungsmöglichkeiten von Kindern frühzeitig zu verbessern.

Dass Kinder und Familien in ihren besonderen Lern- und Lebenslagen bedarfsorientiert unterstützt werden können, ist ein Anspruch im Projekt KINDER STÄRKEN.

Hier finden Sie die Präsentation des Vortrages


Fachvorträge IV 17:15-18:00 Uhr

"Fathers as Heroes, Mothers as Egoists? Social Attitudes and their Influence on Shared Parenting in Germany"

Prof Dr. Nina Weimann-Sandig:

For a long time, the typical nuclear family – father, mother and two children – dominated the perceptions of German society and family policy. Nevertheless, times are changing and new family models have emerged – same-sex families, patchwork families and single-parent families, to name just a few. Postmodern societies are characterized by acceleration and individualization and so is the family as a central social system (Rosa, 2016). Policymakers in Germany have reacted by giving all new family forms legal entitlements and legal protections, although still not equal to the traditional role model of the nuclear family (OECD, 2017, p. 20f.). Nevertheless, a diversity of family models not only has to include a rethinking of the family formation phase but also an awareness of different reasons for disruptions of family life. Shared parenting as a new model of joint custody after divorce or separation has been internationally discussed as a new form of family live for several years now. Whereas other countries have already, legally fixed shared parenting as normative model, the German family policy and jurisdiction seems to be still dominated by traditional residential custody. Moreover, the model of shared parenting has raised controversial discussions of different lobby groups in Germany. The presented mixed-methods study examines the perceptions of parents and children practicing shared parenting in Germany. It especially analyzes the different perceptions of fathers and mothers towards shared parenting and gives emphasize to the well-being of teenagers being raised in shared parenting models.

"When I Find Myself in Times of Trouble. Insights from Current Research on the Links Between Spirituality and Resilience"

Prof. Dr. Constantin Klein:

The ehs takes part in the Research Group FOR 2686 „Resilience in Religion and Spirituality“ oft he German Research Foundation (DFG), a group of researchers from the fields of theology, philosophy, psychology, and medicine investigating possible links between religion, spirituality, and resilience. While the concept of resilience originally derived from material sciences, it has been adopted in social and medical sciences in order to understand resilience as a basic human disposition to react successfully to crises („hardiness“). However, such an understanding of resilience has been criticized for being at risk to evaluate people slanted toward their ability to resist stress and burden in order to „function well“ even under stressful circumstances. Instead it is the view of our research group to understand resilience complementarily as an ability to withstand periods of fear, worries, and powerlessness. Additionally, we expect religious traditions and spiritual beliefs to povide a number of culturally established psychosocial pathways enabling people to cultivate this type of resilience and to adopt the pathways subjectively in times of severe burden, e.g. when coping with experiences of loss, dying, and grief. In the research group we try to investigate such pathways both hermeneutically and empirically, based on standardized psychometric measures and comprehensive interviews. The paper gives an overview about our understandings of resilience, religion, and spirituality and about their theoretical links, about statistical associations between indicators of the three concepts, and about personal reflections on processes of resilience in the face of death and mourning as mirrored in our interviews. Finally, limitations and possible implications for practical use of our findings will be discussed.

Ansprechpartnerin

 Prof. Dr. Nina Weimann-Sandig

E-Mail: nina.weimann-sandig@ehs-dresden.de


Unsere Hochschule wird finanziert aus Steuermitteln des Freistaates Sachsen und Haushaltsmitteln der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens auf Grundlage der jeweils vom Sächsischen Landtag bzw. der Synode der Landeskirche beschlossenen Haushalte.