Entscheidungsprozesse im Jugendamt – wie kommt es zur Fremdunterbringung kleiner Kinder?
„Wir müssen uns darüber im Klaren sein, woher wir unser Wissen nehmen, welchen Informationen wir vertrauen und wie wir Situationen wahrnehmen und deuten. Die Sozialpädagogik muss sich behaupten – es sind unsere fachlichen Positionen, die wir formulieren und stärken müssen.“ (Ulrike von Wölfel)
Unter diesem Leitgedanken trafen sich am 26. April 2013 etwa 180 Fachkräfte aus Jugendämtern, Kindertagesstätten, freien Trägern und dem Hochschulbereich zur Abschlusstagung des von der Stiftung Deutsche Jugendmarke e.V. geförderten Forschungsprojektes „Kinder zwischen null und sechs Jahren in stationären Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe“an der Evangelischen Hochschule Dresden.
26. April 2013 - Evangelische Hochschule Dresden
Dass die Inanspruchnahme erzieherischer Hilfen für Kinder und Jugendliche in den letzten Jahren stark zugenommen hat, ist weithin bekannt. Besonders auffällig ist jedoch der beachtliche Anstieg stationärer Unterbringungen von Kindern zwischen null und sechs Jahren.
Die Fremdunterbringung eines kleinen Kindes sollte sehr genau gegenüber anderen möglichen Unterstützungsformen für die betreffende Familie abgewogen und dieWahl der Hilfe begründet werden. In den Fokus rückt dabei zu Recht die Frage nach guten Hilfekonzepten und funktionierenden Kinderschutzverfahren. Richtet man seinen Blick auf die Ausgestaltung von Hilfeprozessen, dann geht es um Fachkräfte, die unter hohem Handlungsdruck stehen und um Familien, die diesen Druck zu spüren bekommen. Es geht um gefährdete Hilfebeziehungen und die Aufrechterhaltung von Vertrauen in einem Bereich, der wie kaum ein anderer in der Jugendhilfe in den Fokus kritischer öffentlicher Beobachtung und fachlicher Auseinandersetzung geraten ist. Z
iel der am Institut apfe durchgeführten Studie war es, die spezifischen institutionellen und individuellen Bearbeitungsweisen herauszuarbeiten, welche Fachkräfte in Jugendämtern bei der Entscheidung für eine Fremdunterbringung kleiner Kinder heranziehen. Anknüpfend an die Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt bot die Abschlusstagung die Möglichkeit für einen überregionalen praxisbezogenen Austausch zu diesem Spannungsfeld.
Die Tagung richtete sich an Fachkräfte öffentlicher und freier Träger sowie an WissenschaftlerInnen und Lehrende aus der Kinder- und Jugendhilfe.
Tagungsbeiträge
„Deutungsmuster von Fachkräften der Jugendämter bei Unterbringungsentscheidungen kleiner Kinder“
Ulrike von Wölfel, Anita Ulrich, Claudia Minet, apfe-Institut Dresden
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„Muss nur noch kurz die Welt retten“ – die Kinderschutzarbeit im Allgemeinen Sozialen Dienst zwischen vielfältigen Ansprüchen und der bunten Wirklichkeit
Uta Becker, Koordinatorin für Kinderschutz in Hamburg/Eimsbüttel
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Kinder schützen – Eltern unterstützen!? – Möglichkeiten und Grenzen der Kooperation im Licht der aktuellen Gesetzgebung
Prof. Dr. Reinhard Wiesner, Berlin
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